Rückblicke
Rückblick 2022
Vermittler und Versöhner
Ordensleute im politischen Umfeld des Mittelalters
Vortrag anläßlich der Sonderausstellung "Welt und Zeit gestalten - Kulturerbe der Prämonstratenser" im Erzbischöflichen Diözesanmuseum Paderborn
3. März 2022
Jenseits des monastischen Gebots der Abschiedenheit haben sich im Mittelalter bedeutende Ordensleute in den Dienst der Politik gestellt - nach heutigen Maßstäben nicht immer im guten Sinne. Doch gerade als Vermittler und Schlichter in Konflikten trugen manche einen fruchtbaren Beitrag zur Befriedung bei, wie die Beispiele von Hugo von Cluny, Bernhard von Clairvaux, Norbert von Xanten oder auch Franz von Assisi zeigen.
SKLAVEN, UNFREIE UND VERDINGKINDER
Kulturhistorisches Seminar
4. - 5. Februar 2022
Als Präsident Obama zur Gedenkfeier für die 9 Opfer des Massakers von Charleston (17. Juni 2015) das Lied "Amazing grace" anstimmte, wählte er einen Song, der nicht nur die schwarze Community einen sollte. Das christliche Lied erinnert an die tragische Geschichte der Sklaverei, als deren Folge die Rassendiskriminierung in der US-amerikanischen Gesellschaft bis heute nicht überwunden ist. Gerade die gewaltsamen Ereignisse des letzten Jahrzehnts, in dem als Gegenbewegung die black-lives-matter-Bewegung entstand, zeigen, wie fragil die Bürgerrechtslage für farbige Menschen bis heute in der ganzen Welt ist, deren Gleichberechtigung in den USA erst 1964, 1965 und 1967 durch entsprechende Gesetze festgeschrieben wurde.
Aber nicht nur der Sklavenhandel Amerikas ist ein Mahnmal an Unterdrückung, Ausbeutung und Entrechtung. Es scheint vielmehr, dass keine Zivilisation bis in unsere Tage auf Menschenhandel und Sklaverei verzichtet hätte. Auch wenn die Lebenswirklichkeit von Unfreien in den verschiedenen Kulturen unterschiedlich sein konnte, blieb ihr rechtlicher Status doch immer vom Wohlwollen der Herrschenden bestimmt. Dies gilt für den antiken Sklaven wie für den ausgebeuteten Schwarzen und die Indio Süd- und Mittelamerikas, für die Verdingkinder im 19. Jahrhundert wie für die modernen Lohnsklaven unserer Zeit.
Weibspersonen und Frauenzimmer - Frauenleben in Mittelalter und Neuzeit
Kulturhistorisches Seminar
29. Januar 2022
Zwischen der edlen Dame der Minne, der tüchtigen Hausfrau vom Schlage einer Katharina von Bora und dem romantisch-verträumten Klischee eines züchtigen Hausmütterchens des 19. Jahrhunderts liegen Welten. So zeigen viele der Frauenbiographien, dass sie schon früh nicht nur im inneren Zirkel einer Familiengemeinschaft sondern gerade auch außerhalb des Hauses eine wichtige Rolle in Politik, Gesellschaft, Kultur und Kunst einnahmen.
Lebenspraktisches Handeln und wirtschaftlicher Erfolg, kreative Kraft und Ausdauer sowohl auf dem politischen Feld wie auch in den Künsten, Klugheit und Wissensdurst prägen das Profil dieser Frauen, über die wir in der Neuzeit weit besser unterrichtet sind als im Mittelalter.
Nur wenige Frauen treten in Mittelalter und Renaissance als Individuen hervor. Meist sind es Königinnen oder Erbtöchter, die in eine wenn auch nur übergangsweise, entscheidende politische Position gelangen konnten. Als Spezialistinnen für die "religiösen Familienbelange" entwickelten Frauen in Klöstern und Stiften des Mittelalters eine besondere spirituelle Kultur, die als Frauenmystik in die Geschichte einging. Das hohe Lied der Minne mit ihrer ideelen Überhöhung schwächte zugleich das Ansehen der Frau, ja es entwickelte sich daraus eine besondere Art der Frauenverachtung, die sich in dem Zerrbild der "Weiberlisten" wiederfand und nicht zuletzt in dem Hexenfuror der frühen Neuzeit gipfelte.
Rückblick 2021
Die Harmonie des Himmels – Schönheit, Maß und Zahl im Mittelalter
Kunsthistorisches und kirchenpädagogisches Abend-Seminar (Online)
10. Dezember 2021, 18:00 - 20:00 Uhr
Was ist Schönheit? Wie entscheiden wir, was schön oder hässlich ist? Nach welchen Kriterien entscheidet die öffentliche Meinung über Schönheit und Angemessenheit und besteht heutzutage überhaupt noch die Möglichkeit, einen Konsens über unsere ästhetische Erscheinungswelt zu finden? Wer setzt die Normen und wie bilden sich Stile? Und ist die Frage nach der Schönheit nur das Tasten nach dem „schönen Schein“?
In der mittelalterlichen Welt der eher spärlichen optischen Reize hatte die Frage nach der Schönheit einen bedeutenden metaphysischen Gehalt.
Die alte Idee, das äußere Erscheinungsbild spiegele die inneren Qualitäten wider, die metaphysische Wahrheit entspräche der ästhetischen Formgebung und das Schöne ließe das Wahre und Gute aufscheinen, bildete den Kern der mittelalterlichen Ästhetik. Somit gehörte das Hässliche, Dissonante der Hölle, der gottabgewandten Seite, dem Chaos an, das Schöne hingegen spiegelte die göttliche Harmonie des Himmels und der Schöpfung vor dem Sündenfall wider. Kriterien dieser mittelalterlichen Lehre von der Schönheit waren Maß und Zahl, Proportion und Angemessenheit, wie sie speziell im Quadrivium mit Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie gelehrt wurden. Diese vormoderne Sichtweise bindet Wissen und Ästhetik eng zusammen und spiegelt sich in der Realisierung der großartigen Sakralkunst des Mittelalters wider.
Der Online-Vortrag widmet sich der mittelalterlichen Vorstellung von Schönheit und versucht an Beispielen der mittelalterlichen Kunst die „Harmonie des Himmels“ aufscheinen zu lassen.
Reihe: Auf den zweiten Blick
Rembrandts Nachtwache
Kunsthistorisches Abend-Seminar (Online)
26. November 2021, 18:00 - 20:00
Die Reihe Auf den zweiten Blick – bekannte Meisterwerke neu gesehen will die Sicht auf vermeintlich allseits bekannte und schon fast „verbrauchte“ Kunstwerke neu ausrichten.
Im Jahr 2021 widmete das renomierte Frankfurter Städel-Museum in seiner umfangreichen Ausstellung "Nennt mich Rembrandt!" dem Weg Rembrandts van Rijns (1606-1669) seine besondere Aufmerksamkeit. Diesen Höhepunkt seiner Karriere markiert das wohl berühmteste Gemälde Rembrandts, die "Nachtwache" von 1642, ein Werk, das seinen Ruhm als Meister des "Goldenen Zeitalters" endgültig besiegelte. In der anregenden Atmosphäre von Wettstreit und Konkurrenz in Amsterdam, wo viele talentierte Künstler um die Gunst des wohlhabenden Bürgertums warben, konnte Rembrandt jene einzigartig expressive Bildsprache entwickeln, mit der er sich schließlich auf dem hart umkämpften Kunstmarkt durchsetzte.
Das monumentale Gemälde, das in seiner Gestaltung von den üblichen Gruppenportraits elementar abweicht, gilt nicht umsonst als berühmtestes Werk Rembrandts, das mit seiner äußerst dynamisch-dramatischen Gestaltung viel mehr an ein Historiengemälde als an ein übliches Gruppenportrait erinnert. So schmückten die Auftraggeber, die reichen Bürger der Amsterdamer Büchsenschützen-Gilde, ihr den Festsaal ihres neuen Schützenhauses mit diesem ungewöhnlichen Bild, das alles bisherige Dagewesene an Originalität in den Schatten stellte.
ELFENBEIN UND WALROSSZAHN - Kulturgeschichte des "weißen Goldes"
Kunst- und kulturhistorische Tagung
12. - 13. November 2021
Elfenbein ist seit jeher wegen seiner samtenen Oberfläche und leichten Bearbeitbarkeit ein überaus geschätztes organisches Material. In unserer Zeit hat die quasi industrielle Verarbeitung im Luxusbereich zur Ausrottung ganzer Elefantenpopulationen geführt. Jährlich werden etwa 20.000 afrikanische Elefanten für den Elfenbeinhandel getötet, die Gesamtpopulation dieser Großsäuger ist in Afrika von ca. 10 Millionen Tiere Anfang des 20. Jahrhunderts auf heute weniger als 400.000 Exemplare zurückgegangen. Illegales Elfenbein ist heute trotz des internationalen Handelsverbotes aus dem Jahr 1989 ein Exportschlager in Südost-Asien.
In früheren Zeiten war dieses exotische Material nur weltlichen und geistlichen Großen vorbehalten, die es zu exquisiten Kunstgegenständen verarbeiten ließen. Über alle Grenzen hinweg wurde das Kostbarste in kostbarste Materialien gehüllt: Hostien in Elfenbeinpyxiden, Reste der Heiligen in Elfenbeinschatullen und -reliquiaren, die heiligen Schriften in Buchdeckeln mit Reliefs aus Elfenbein. Die Eleganz des Materials wurde gerade auch in der Gotik in der Sakralkunst wie auch bei Hofe überaus geschätzt. Kruzifixe und Madonnen, große Altarverkleidungen wie auch filigrane Reisealtärchen, aber auch Schachspiele und Spiegeleinfassungen - es scheint keinen Gegenstand der Luxuskultur gegeben zu haben, für den nicht Elfenbein verwendet wurde. Nicht umsonst werden diese Elfenbeinarbeiten der mittelalterlichen Schatzkunst zugeordnet.
So stand die Kunst des Elfenbeinschnitzers direkt neben der des Goldschmiedes. War das überaus kostbare exotische Material nicht zur Hand oder zu kostspielig, begnügte man sich mit Walrosszahn oder einfachen Knochenschnitzereien.
Das Seminar will in die vielfältige Anwendung und die kunstvolle Verarbeitung des Elfenbeins in der europäischen Kunst einführen.
Museumsreise nach dresden
VOM INNEHALTEN - DIE KUNST DES JAN VERMEER
Museumsfahrt nach Dresden anlässlich der großen Vermeer-Ausstellung in der Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden
19. - 22. Oktober 2021
Obwohl das Oeuvre des Delfter Meisters Jan Vermeer (1632 - 1675) verhältnismäßig klein ist, übt es wegen seiner intimen und von großer Innerlichkeit bestimmten Interieurs eine außerordentliche Anziehungskraft aus. Auch das Dresdener Bild „Brieflesendes Mädchen am offenen Fenster“, das sich seit 1742 in der Sammlung der Gemäldegalerie Alte Meister befindet, gehört mit seiner introvertierten Mädchengestalt zu diesem für Vermeer so typischen Genre. "Die Szene ist von großer Poesie und nahezu magischer Ruhe."
Doch zeigt die seit 2017 durchgeführte Restaurierung, dass seine bisherige Erscheinungsweise nicht dem ursprünglichen, von Vermeer intendierten Bild entspricht. Wohl nach dem Tod Vermeers erfuhr das Werk eine umfassende, großflächige Übermalung, die die ursprünglich eher pikante Botschaft mit der Darstellung des stehenden Liebesgott Cupido verbarg. Dies hat sicherlich verstärkt zu dem Urteil über Vermeer als "Sphinx von Delft" beigetragen, das der französische Kunsthistoriker William Thoré-Bürger Mitte des 19. Jahrhunderts formulierte.
Ergänzt durch neun weitere Gemälde Vermeers, breitet die Dresdener Ausstellung nun ein Panorama um das "Brieflesende Mädchen am offenen Fenster" aus, das sowohl verwandte Werke des Meisters selbst als auch bedeutende Stücke der holländischen Genremalerei des Goldenen Zeitalters aus seinem künstlerischen Umfeld zusammenführen. Ein attraktives Rahmenprogramm begleitet diese Museumsfahrt.
Bilder von Gut und Böse, Tugend und Laster im Mittelalter
Kunsthistorisches und kirchenpädagogisches Abend-Seminar (Online)
8. Oktober 2021, 18:00 - 20:00 Uhr
Kämpfende Ritter, zähnefletschende Monster, und haare-raufende Menschen: skurril und befremdlich erscheinen uns manche Darstellungen, die uns an und in alten Kirchen begegnen. Wieso wurden sie an einem "heiligen" Ort angebracht und was sollen sie bedeuten? Gemeinsam ist ihnen zumeist die abschreckende Wirkung, doch wovor wollen sie uns warnen?
Das Mittelalter kennt diese z.T. verstörenden Bilder als Symbole für verschiedene Laster und Untugenden, denen das leuchtende Beispiel der Heiligen gegenübersteht. Sie gehören zu einem filigran ausgefeilten System von Tugenden und Lastern, die dem mittelalterlichen Menschen eine Richtschnur und Orientierung für ein moralisch gutes, im besten Fall "heiligmäßiges" Leben geben sollte. Der Anschaulichkeit der symbolischen Bilder stand zur »Zähmung« des Menschen in vielfach verästelten Tugend- und Lasterbäumen ein differenzierter Kanon gegenüber, in dem sündhafte wie heilsame Verhaltensnormen durchdekliniert wurden.
In einprägsamen Bildern wurde der lebensfernen und abstrakten Systematik durch die Anschaulichkeit und Direktheit des Bildes für den Menschen eine praktische Orientierungshilfe in moralischen Entscheidungsprozessen gegeben. Was uns heute als Zwangsjacke erscheint, diente so im Mittelalter als Richtungshilfe für den Gläubigen.
Mit den Umgestaltung der Gesellschaft im Laufe der Jahrhunderte wandelten sich auch die Schwerpunkte in der Darstellung von Tugenden und Lastern. Neben der asketisch-mönchischen Ausrichtung des frühen Mittelalters richtete sich der Kanon im Lauf der Zeit zunehmend auf die Lebenswirklichkeit der Laien aus, die im städtischen Umfeld eine christliche Orientierung suchten. In der Renaissance bildete sich die Werteskala zu einem christlich-humanistischen Ideal um. Diese Entwicklungen möchte das Seminar nachzeichnen und an Beispielen aus Kunst und Kultur veranschaulichen.
SAMMELSURIUM - VON DER "LEIDEN"SCHAFT DES SAMMELNS
Kultur- und kunsthistorische Tagung
1. - 2. Oktober 2021
Europa und ganz besonders Deutschland besitzt eine außergewöhnlich reiche und vielfältige Museumslandschaft, deren Sammlungen zumeist auf die obsessive Leidenschaft mächtiger Herrscher und vermögender Schöngeister zurückgehen. Sei es zur Repräsentation, Machtdemonstration und Vermögenssicherung, sei es aus religiösen Motiven, zur Bildung oder aus persönlicher Liebhaberei wurden schon seit dem frühen Mittelalter im Hort Sammlungen der verschiedensten Objekte angelegt. Viele dieser Schätze sind in Kriegen in andere Hände geraten oder sogar verloren gegangen. Ihr identitätsstiftender Gehalt gab ihnen geradezu eine magnetische Anziehungskraft für die Sieger über die Besiegten. Beispielhaft ist die triumphale Überführung des jüdischen Tempelschatzes aus Jerusalem nach Rom im Jahr 70 n. Chr..
Einen Höhepunkt dieser Triumph- bzw. Demütigungsgeste gegenüber den Opfern stellt wohl die sog. Raubkunst des NS-Regimes dar, in dessen Verlauf nicht nur die einschlägigen Museums-Sammlungen moderner Kunst zerschlagen wurden, sondern - ein noch viel größeres Unrecht - jüdische Privatsammler genötigt wurden, ihre Schätze weit unter Wert zu verschleudern. Bezeichnend ist, wie nahe die räuberische Erpressung und vermeintliche Kunstsinnigkeit der Täter beieinander lagen. Erinnert sei an das Projekt des "Privatmuseums" von Hermann Göring mit über 4.000 Objekten in der Schorfheide bei Berlin oder Hitlers geplante Kunstsammlung in Linz.
Diesem Unrecht entgegenzuwirken bemüht sich die Provinienzforschung, die seit der Washingtoner Erklärung 1998 auch Deutschland dazu verpflichtet, geraubtes Kunst- und Kulturgut zu restituieren. Mit der Aufarbeitung der Kolonialgeschichte sind zudem große Teile ethnographischer Sammlungen in Europa zusätzlich in den Fokus geraten. Wie die jüngsten diplomatischen Entwicklungen um die berühmten "Benin-Bronzen" zeigen, könnte sich - nach langem Ringen - eine einvernehmliche Einigung mit den afrikanischen Herkunftsstaaten ergeben, die die Kooperation Europas mit Afrika auf eine neue Basis stellt.
Veranstalter: Katholische Akademie Schwerte, Bergerhofweg 24, 58239 Schwerte
Reihe: Auf den zweiten Blick
Vom Innehalten - Jan vermeers verborgene Botschaften
Kunsthistorisches Abend-Seminar (Online)
- auch als mögliche Vorbereitung zur Museumsreise nach Dresden mit der aktuellen Vermeer-Sonderausstellung -
16. September 2021, 18:00 - 20:00 Uhr
Die Reihe Auf den zweiten Blick – bekannte Meisterwerke neu gesehen will die Sicht auf vermeintlich allseits bekannte und schon fast „verbrauchte“ Kunstwerke neu ausrichten.
Jan Vermeer van Delft (1632 – 1675) gehört neben Rembrandt, Rubens, Franz Hals zu den großen Meistern der europäischen Kunst, der – vermeintlich – erst im 20. Jahrhundert wiederentdeckt wurde. Auf dieser Welle der Vermeer-Begeisterung konnte der Maler Hans van Meegeren vor 70 Jahren „neue“ Vermeers schaffen, die sogar von bedeutenen Museen ohne Argwohn angekauft wurden.
Obwohl wir heute nur 36 Gemälde von Vermeer kennen, zieht sein Werk immer noch den Betrachter in seinen Bann. Als der bedeutendste Maler des Interieurs steht er für eine Gattung, die besonders in den Niederlanden gepflegt und nicht nur zu ausgiebigen perspektivischen Studien genutzt wurde. In einem besonderen Raffinement setzen diese Werke den öffentlichen wie den privaten Raum in Szene und spielen mit gestaffelten Raumanordnungen, An- und Abwesenheit, sowie Konventionellem und Verborgenem.
Gerade die Intimität der Innenräume, in denen sich die Menschen unterschiedlichster Herkunft zumeist gedankenversunken bewegen, machen bis heute den Reiz der Werke dieses Meisters aus, der seine Heimatstadt Delft nie verließ. Briefleserinnen wie Mägde, Wissenschaftler wie Künstler sind eingebettet in einen schützenden Innenraum, der durch seitliche Fenster sein helles Licht erhält. So gewährt Jan Vermeer in seinen Innenräumen Einblicke von ungewöhnlich atmosphärischer Dichte. Trotz der vermeintlichen Offenlegung des Privaten tragen die Szenen immer auch eine Spur des Verborgenen, Geheimnisvollen, ja erotisch Anzüglichen in sich, wie gerade die jüngste Restaurierung des Dresdener Vermeers "„Brieflesendes Mädchen am offenen Fenster“ gezeigt hat.
"dürer war hier ..." - Künstlerreisen um 1500
Kunsthistorische Tagung mit Tagesexkursion zur internationalen Sonderausstellung "DÜRER WAR HIER ...." im Suermondt-Ludwig-Museum Aachen
3. - 4. September 2021
1520 begab sich Albrecht Dürer - in seiner Zeit hochgerühmt und bewundert - ein letztes Mal auf eine Künstlerreise, die ihn am Ende seines Lebens in die Niederlande, dem Land der großen flämischen Meister, führte. Schon in jungen Jahre hatte er Venedig besucht und war damit dem Sog der italienischen Renaissance auf die "Nordländer" gefolgt. Dort fertigte er bedeutende Kunstwerke für die Gemeinschaft der deutschen Kaufleute. Noch ein weiteres Mal besuchte er Italien bevor er mit seiner späten Reise zu den Niederlanden (1520/21) aufbrach. Dürer selbst dokumentierte diese letzte Reise in einem Buch, in das er alltägliche Notizen - wie z.B. seine Ausgaben - wie auch seine Reisebeobachtungen notierte. Auf seinen Weg weilte Albrecht Dürer drei Wochen in der Kaiserstadt Aachen, wo gerade die Krönungsfeierlichkeiten für König Karl V. abgehalten wurden. Er vergnügte sich in den Thermalbädern und beim Spiel, er bestaunte die Heiligtümer, bewunderte und zeichnete Dom und Katschhof, zudem das Rathaus, Porträts seiner Gesellschaft und einen rastenden Hund. Den reichhaltigen, künstlerischen Ertrag dieser Reise präsentiert das Suermondt-Ludwig-Museum in einer internationalen Ausstellung, die in Kooperation mit dern National Gallery London entstanden ist.
monster, tIERE, mitgeschöpfe
Tiere und ihre symbolik in der mittelalterlichen Welt
Kulturhistorisches Tagung für Liebhaber von Kunst und Kirchen
28. August 2021, 10:00 - 16:30 Uhr
Löwen, Füchse, Affen, Adler, Hirsche und Schlangen, das Lamm und die Taube, aber auch Drachen, Monster und Chimären: Bilder all dieser Wesen "bevölkern" seit alters her Kirchen, Klöster und religiöse Traktate.
An diesem Studientag wird anhand vieler Bilder in die Fülle und Bedeutungen der Tiersymbolik im Mittelalter eingeführt. Denn als Teil der Schöpfung gehörten Tiere zur mittelalterlichen Naturauffassung, in der sich die Gesamtheit der Ordnung Gottes widerspiegelt. Schon in frühchristlicher Zeit wurde den Tieren ein bestimmter Symbolgehalt und eine speziell christliche Deutung zugeschrieben - ein Wissen, das heute fast verloren gegangen ist.
Im Weiteren soll es auch darum gehen, wie sich das Verhältnis des Menschen zum Tier gewandelt hat. Viele Jahrhunderte lang galten Tiere als seelenlos; erst Franz von Assisi erkannte ihre Mit-Geschöpflichkeit und begegnete ihnen entsprechend mit Respekt und Hingabe. Abschließend fragen wir nach Impulsen für uns als Menschen im 21. Jahrhundert. Wie ist es heute um das Tierwohl bestellt? Wo ist ein Umdenken erforderlich? Wie kann das gelingen?
REIHE: FLUSSLANDSCHAFTEN
ZWISCHEN SPREE UND ODERSTRAND
Kulturreise ins Brandenburgische (Frankfurt/Oder, Kloster Neuzelle, Lübbenau im Spreewald, Cottbus und Schloss Branitz)
13. - 17. Juli 2021
Die Reihe »Flusslandschaften« möchte die großen und kleinen Flüsse als Verbindendes einer Kulturlandschaft verstehen und die Vielfalt und Schönheit von Natur und Kultur betrachten.
Die in der Oberlausitz in mehreren Quellen entspringende, ca. 400 km lange Spree fließt an Cottbus vorbei parallel zur Oder, um bei Berlin-Spandau in der Havel zu münden. Schon im 17. Jahrhundert wurde diese relativ kurze Distanz zwischen Oder und Spree durch einen Kanal überbrückt, den der Brandenburger Friedrich Wilhelm - der "große Kurfürst" - errichten ließ. Diese überaus wasserreiche, z.T. sumpfige Region erlebte im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Brüche, war sie doch in der Eiszeit ein Endmoränen-Gebiet mit zahlreichen Flussläufen und Urstromtälern. Als Braunkohlegebiet der Niederlausitz um Cottbus heute eher berüchtigt, durchzogen ehemals die großen Fernhandelsrouten nach Osten das Land und stellten es so immer auch wieder in die Aufmerksamkeit der verschiedenen Fürstengeschlechter bis hin zu Kaiser Karl IV., für dessen Handelsinteressen das Gebiet mit dem Erwerb von Schlesien und der Niederlausitz als Durchgangsregion bedeutsam war. Dementsprechend förderte der Kaiser in der Folgezeit die Städte Frankfurt oder Luckau.
Durch die Konkurrenz der Brandenburger mit den Sachsen während der Reformation wie auch die Schwedeneinfälle im 30jährigen Krieg wurde die Region immer wieder in Mitleidenschaft gezogen. Zuletzt führten die Kämpfe im 2. Weltkrieg zu erheblichen Zerstörungen, die durch die Baupolitik der DDR vielen Städten ein neues Gesicht gaben.
Von den Lilien auf dem Felde und den Bäumen im Paradies
Pflanzen und ihre Geheimnisse in Kirchen und Christlicher Kunst
Kunst- und kulturhistorische Online-Tagung
5. Juni 2021
Pflanzen sind in Kirchen allgegenwärtig: der Baum im Paradies, die Zedern des Libanons, die Lilien auf dem Feld, die Rose, der Weizen, die Weintraube oder der Apfel. Die Symbolik gipfelt in dem Kreuz als Baum des Lebens, eine Symbolik, die sich sinnfällig in jenen Kreuzen widerspiegelt, an deren Holmen es knospt und sprießt. Die keimende, blühende und Frucht tragende Pflanzenwelt umrankt die Portale und Kapitelle der Kirchen und überwuchert in der Buchmalerei die liturgischen Texte.
In der agrarischen Welt des Mittelalters hatten die Menschen zu dieser Bildsprache noch einen unmittelbareren Zugang als wir diesen heute haben. Alltagserfahrungen um Heil- und Giftpflanzen flossen in die christliche Bilderwelt mit ein. Denn jede dieser Pflanzen hatte auch eine spezielle Bedeutung im Glauben der Menschen.
So nimmt es nicht wunder, dass die keimende, blühende und Frucht tragende Pflanzenwelt die Portale und Kapitelle der Kirchen umranken, in der Buchmalerei die liturgischen Texte überwuchern und auf den Andachtsbildern und Altären des Spätmittelalters minutiös dargestellt werden. Jede dieser Pflanzen hat eine spezielle Bedeutung, die darauf hinweisen soll, dass die gesamte Schöpfung auf das Heilswerk Christi ausgerichtet ist. Dabei flossen altes Wissen um die Erscheinung und Wirksamkeit der Pflanzen sowohl aus der Antike als auch aus den Alltagserfahrungen der mittelalterlichen Menschen ein. Die Tagung führt in die Vielfalt, Bedeutung und Anwendungen der Pflanzensymbole in der christlichen Kunst ein.
Termin: 5. Juni 2021 (Sa); 10:30 - 12:00 Uhr und 14:00 - 15:30 Uhr
Die Tagungs-Einheiten können nicht teilweise oder seperat gebucht werden !
Teilnehmerbeitrag: 35 € pro Pers.
Anmeldeschluss: 1. Juni 2021
Bitte melden Sie sich mit Ihrer vollständigen Adresse und mit dem Veranstaltungstitel per Mail an. Sie erhalten mit der Anmeldebestätigung eine Rechnung und anschließend die Zugangsdaten zum Online-Seminar.
Bei der "droste" zu Haus - Stationen im Leben der Annette von Droste-Hülshof
Kulturhistorische Online-Tagung
29. Mai 2021
Annette von Droste-Hülshoff (1797 - 1848) - kurz nur "die Droste" genannt - gilt berechtigterweise nicht nur als "National"-Dichterin von Westfalen, sondern auch als die bedeutendste deutschsprachige Poetin des 19. Jahrhunderts. Ihre wichtigsten Lebensstationen in Westfalen bilden das Stammhaus ihrer im Münsterland bedeutenden, edelfreien Familie - Burg Hülshoff - und ab 1826 der Witwensitz ihrer Mutter Haus Rüschhaus in Münster-Nienberge, in dem sie bis zu ihrer Übersiedlung nach Meersburg (1841) lebte und arbeitete. Dort entstanden wohl ihre berühmtesten, von der westfälischen Landschaft und Natur bestimmten Werke, wie die Ballade "Der Knabe im Moor" und die Novelle "Die Judenbuche". Noch heute wird sie als eine mit der westfälischen Landschaft eng verbundenen Dichterin gesehen, ohne jedoch zu bedenken, wie stark sie immer wieder danach strebte, die engen Grenzen ihrer Herkunft und ihres Geschlechts zu überwinden. Nicht umsonst formulierte die zeitlebens kränkelnde, klein gewachsene und extrem kurzsichtige Dichterin in einem Gedicht für ihren Patensohn Levin Schücking: "Das Leben ist so kurz, das Glück so selten / So großes Kleinod, einmal sein statt gelten". So bleibt zu hinterfragen, in wie weit die literarische Zuschreibung als Dichterin des Biedermeiers berechtigt ist.
Die Tagung führt in Leben und Werk der Dichterin ein .
Veranstalter: Katholische Akademie Schwerte, www.akademie-schwerte.de
Der Blick des Lammes - JAN VAN EYCK UND DIE OPTISCHE REVOLUTION SEINER KUNST
Bericht zu einer "abgesagten" Ausstellung - Kunsthistorisches Online-Seminar
6. März 2021
2020 sollte ein großes Jubiläumsjahr für den berühmten Genter Altar und seinen Künstler Jan van Eyck werden, doch wegen die Corona-Pandemie mußte die einzigartiges Ausstellungsprojekt abgebrochen werden. Der Genter Altar von 1432 gilt berechtigterweise als Höhepunkt der frühen flämischen Malerei. Seit 2012 wurde dieses monumentale Werk, das im Laufe der Jahrhunderte eine wechselvolle Geschichte durchlebt hat, umfassend restauriert. Viele Details wurden in ihren originalen Zustand zurückversetzt, die die Wirkung und Bedeutung des Altares in ein neues Licht rücken. Spektakulär ist die Entdeckung, dass der Blick des Lammes im visionären Zentrum des gesamten Altares ursprünglich - und nun wieder - direkt auf den Betrachter gerichtet war, und so dem gesamten Werk eine außergewöhnliche, christologische Aussage innewohnt.
Den Reichtum Flanderns und speziell Gents bezeugt die Tatsache, dass dieser fast 4 Meter hohe und bis zu 5,20 Meter breite Altar keineswegs der Hauptaltar der damaligen Pfarrkirche und heutigen Kathedrale war, sondern einer privaten Stiftung eines Patrizier-Ehepaares entsprang, das zur Elite der Bürgerschaft Gents gehörte.
Veranstalter: Katholische Akademie Schwerte, Bergerhofweg 24, 58239 Schwerte
paradiese - sehnsucht nach einer besseren welt ?
Kulturhistorischer Online-Vortrag
10. Februar 2021
Menschen haben sich immer nach einer besseren Welt gesehnt. In dem großartigen Bild des Paradieses sammeln sich Vorstellungen von einem anderen, besseren Ort oder Seins-Zustand. So wie die drei großen abrahamitischen Religionen diesen Entwurf des Gott-nahen Zustands kennen, zielen auch Buddhismus und Hinduismus auf eine Zukunft hin, in der das Leiden überwunden ist. Die Entwürfe eines 'Paradieses auf Erden' sollten auch im Hier und Jetzt die Phantasie der Menschen anregen. Vom hedonistisch geprägten Schlaraffenland über alternative Glaubens- und Gesellschaftsentwürfe sogenannter 'häretischer' Gruppen bis zur Schrift UTOPIA von Thomas Morus werden diese Visionen angetrieben von einer großen Sehnsucht nach Harmonie, Fülle und Frieden für alle.
Veranstalter: Interreligiöses Forum im GARTEN DER RELIGIONEN RECKLINGHAUSEN
Rückblick 2020
Paradiese - Land, wo Milch und Honig fließt...
Tagesseminar für Liebhaber von Kunst und Kirchen
31. Oktober 2020
Menschen haben sich immer nach einer besseren Welt gesehnt. In dem großartigen Bild des Paradieses sammeln sich Vorstellungen von einem anderen, besseren Ort oder Seins-Zustand. So wie die drei großen abrahamitischen Religionen diesen Entwurf des Gott-nahen Zustands kennen, zielen auch Buddhismus und Hinduismus auf eine Zukunft hin, in der das Leiden überwunden ist.
Die Entwürfe eines 'Paradieses auf Erden' sollten auch im Hier und Jetzt die Phantasie der Menschen anregen. Vom hedonistisch geprägten Schlaraffenland über alternative Glaubens- und Gesellschaftsentwürfe sogenannter 'häretischer' Gruppen bis zur Utopia von Thomas Morus werden diese Visionen angetrieben von einer großen Sehnsucht nach Harmonie, Fülle und Frieden für alle.
In unseren Kirchen finden sich unterschiedliche Bilder von diesen Orten, in denen womöglich Milch und Honig fließen oder Frieden und Gerechtigkeit denkbar sind. Das Seminar führt anhand von Bildern aus unterschiedlichen Jahrhunderten in verschiedene Paradiesvorstellungen und Zukunftsentwürfe ein.
Ort: Haus Landeskirchlicher Dienste, Olpe 35, 44135 Dortmund
VERSCHOLLENE GESCHLECHTER
Untergegangene Familien-Dynastien, ihre Besitzungen und Traditionen
Kulturhistorisches Seminar
9. - 10. Oktober 2020
Die Jahrhunderte haben viele Herrschergeschlechter kommen und gehen sehen. So manche sind in nachfolgende Dynastien aufgegangen, andere sind schlichtweg von der Bildfläche verschwunden. Einige wurden als Strafe für ihr Fehdewesen enteignet und als Sühne in ein Kloster verbannt (wie die Cappenberger), andere sind z.T. vollständig ausgestorben (wie die Familie des Markgrafen Gero), sei es durch Kriege und Fehden, sei es durch Krankheit und Seuchen. Zu einer der heute fast völlig unbekannten verschollenen Geschlechter gehörten die Andechs-Meranier, eine bedeutende aufstrebende Familie, die indirekter Verbindung mit dem hohen Reichsadel stand und von deren Größe heute noch ihre Familienstiftung, das Kloster Andechs, zeugt.
Ort: Katholische Akademie Schwerte, Bergerhofweg 24
Reihe: Abseits des Weges
ALTE DORFKIRCHEN IM RUHRGEBIET
Mittelalterliche Kleinode am Rande der Großstadt
Kunst- und kulturgeschichtliches Seminar mit Tages-Exkursion nach Dortmund-Huckarde, -Kirchlinde und -Brechten
4. - 5. September 2020
Heutzutage sind uns die Namen Huckarde, Kirchlinde oder Brechten eher als S-Bahn-Stationen im Stadtgebiet Dortmunds, denn als kunsthistorisch interessante Orte bekannt. Dagegen verbinden wir mit den Kirchen St. Reinoldi, St. Marien, St. Johannis und St. Petri (mit dem sog. "goldenen Wunder") im Zentrum von Dortmund gerne die Pracht der reichen mittelalterlichen Hanse- und Freien Reichsstadt. Doch finden sich gerade auch in den Stadtteilen, die ehemals nicht zum städtischen Territorium Dortmunds gehörten, etliche sehr alte Kirchen, die schon vor der Industrialisierung auf eine lange Geschichte zurückblicken. Sie zeugen von dem ehemals dörflichen Charakter dieses Siedlungsraums und bewahren mit ihrer alten Ausstattung wahre Schätze sakraler Kunst.
So haben in den vergangenen Jahren gerade die Dorfkirchen im Ruhrgebiet, die oft vergessen im Schatten der großen reichsstädtischen Gotteshäuser lange ihr Dasein fristeten, die besondere Aufmerksamkeit der Kunst- und Kulturgeschichte auf sich gezogen. Hier treffen mittelalterliche Romanik und Neugotik aufeinander, werden Himmel und Hölle ins Gewölbe geworfen, ein "kleines goldenes Wunder" für die Gläubigen ausgebreitet, und auch der listige Fuchs wird nicht vergessen. All dies bieten die alten Pfarrkirchen in Huckarde, Brechten und Kirchlinde, die mit ungewöhnlichen Schätzen den Betrachter zu einer neuen Sicht auf die Orte abseits der Hauptwege einladen.
Die Reihe »Abseits des Weges« nimmt zum Teil weniger bekannte, aber dennoch lohnenswerte Kulturzeugnisse der Region in den Blick. Der einführende Seminarteil am Freitag ordnet das Exkursionsprogramm des Folgetages in einen breiteren kulturhistorischen Kontext ein und vermittelt grundlegende kunst- und kulturgeschichtliche Informationen zu dem Exkursionsziel.
Ort: Katholische Akademie Schwerte, Bergerhofweg 24
Erkunden statt verkünden
Der Garten der Religionen in Recklinghausen - Ort der Begegnung und des Dialogs
Perspektiven für einen interreligiösen Dialog
Tagesseminar im Garten der Religionen, Recklinghausen
22. August 2020
Wie können Menschen unterschiedlicher Religionen und Weltanschauungen gut miteinander leben? Begegnungen untereinander, Kenntnisse übereinander, Erfahrungen miteinander - all das wird in Deutschland und Europa immer wichtiger. Denn: "Keine Religion ist eine Insel" und keine Weltanschauung oder Religion - das Christentum eingeschlossen! - kann sich von den Gefahren von Ideologisierung und z. T. krassen Fehlentwicklungen freisprechen.
Der GARTEN DER RELIGIONEN in Recklinghausen, der seit Oktober 2019 im ehemaligen Klostergarten der Franziskaner geöffnet ist, versteht sich als Ort der Begegnung und des Dialogs. Er möchte nicht nur Wege zu Judentum, Christentum, Islam, Buddhismus und Hinduismus aufzeigen, sondern durch Impulsworte auf Verbindendes aufmerksam machen, das alle Menschen bewegt. Ausdrücklich wollen die Initiatoren auch mit jenen ins Gespräch kommen, die sich keiner der fünf großen Weltreligionen zugehörig fühlen, aber auch einen ethisch orientierten Lebensweg gehen. Alle Altersgruppen sind angesprochen, ihren eigenen Gedanken zu folgen und sich auf das Experiment des GARTENS DER RELIGIONEN einzulassen, ganz nach dem Motto: erkunden statt verkünden.
Das Tagesseminar wird zuerst in die Entwicklung und Planung des Gartens in Recklinghausen einführen und sich mit seinem Konzept auseinandersetzen. Danach erkunden wir ihn. Gemeinsam hinterfragen wir unsere Bilder und (Vor-)Urteile über die jeweiligen Religionen und setzen uns mit neues Aspekten und Entdeckungen auseinander.
Ort: GARTEN DER RELIGIONEN, Friedrich-Ebert-Straße 231, 45659 Recklinghausen
weitere Informationen zum GARTEN DER RELIGIONEN in Recklinghauen unter:
www.garten-der-religionen-recklinghausen.de
heiliger ernst und göttliches Spiel
Liturgische Inszenierung und fromme Aufführungen in Mittelalter und Früher Neuzeit
Kulturhistorisches Seminar
14. - 15. Februar 2020
"Er (Gott) würfelt nicht!" So kommentierte Albert Einstein 1926 den Gedanken von der Zufälligkeit des Universums und bemühte auf diese Weise eine Metapher, die die Idee des Spiels in ihren Mittelpunkt stellt. Zufall oder Macht des Schicksals, beide Elemente bestimmen die Dramaturgie des Schauspiels und weisen auf die Ernsthaftigkeit des Anliegens hin. Weit über die vermeintliche Leichtigkeit des absichtslosen Kinderspiels hinaus wird die zivilisatorische Qualität des Spiels sichtbar.
So nimmt es nicht Wunder, dass gerade das Schau-Spiel eine bedeutende Rolle im Religiösen inne hat. Vom Nachvollzug des Erlösungs-Mysteriums im Ritus der Liturgien und Prozessionen, im der szenische Auseinandersetzung mit dem heilsgeschichtlichen Geschehen von Weihnachten bis Ostern in den mittelalterlichen Mysterienspielen bis hin zu quasi-theatralischen Aufführungen religiöser Unterweisung und Heiligenviten reicht das Spektrum, dessen sich das Christentum seit alters her bedient. Noch heute zeugen verschiedene Passionsspiele (s. Oberammergau) von dieser Tradition. Dabei entwickelten z.B. die weiblichen Religiosen spezielle Formen des geistlichen Spiels.
Das Seminar stellt die variantenreichen Formen des geistlichen Spiels und seine Entwicklung in alter Zeit vor und versucht, sie anhand der erhaltenen Sachzeugnisse - z.B. den Hl-Grab-Christus-Figuren - in ihren kulturellen Rahmen einzuordnen.
Ort: Katholische Akademie Schwerte, Bergerhofweg 24